Nach dem Abschied von Minou und Ronja war unser Haus so gespentisch still, dass wir uns schnell einig waren: Wir möchten wieder neue Mitbewohner auf vier Pfoten. Und so startete unser Projekt «Katzenadoption in Spanien».   🙂

Wie in der Schweiz, ist es auch hier grundsätzlich sehr einfach, an Katzen zu kommen – heimatlose Samtpfoten und neugeborene Jungtiere gibt es mehr als genug. Schwierig wird es dann, wenn man nicht nur nach optischen Gesichtspunkten oder kleinem Budget eine Katze aussuchen will, sondern einen für sich passenden Stubentiger finden möchte…

Mitbewohner auf vier Pfoten – Katze schlafend
Unschuldsengel 🙂

Man hat in etwa folgende Möglichkeiten, neue Mitbewohner auf vier Pfoten für sich zu finden:

  1. Das spanische Tierheim, die Perrera (Tötungsstation). Dorthin kommen Katzen, Hunde und andere Vierbeiner, wenn sie ihren Besitzern lästig werden oder man für seinen tierischen Begleiter sonstwie keine Verwendung mehr hat. Auch Strassenhunde und -katzen werden von Tierfängern in die Perrera gebracht. Da sitzen die kleinen Seelchen dann während ihren wenigen letzten Lebenstagen in winzigen Käfigen und warten oft unter grossen Schmerzen aufgrund nicht behandelter Krankheiten und Verletzungen traurig und verstört auf ihr Ende.
  2. Eine Tierschutzorganisation. Wir dachten fast schon, dass es solche Institutionen hier nicht gibt. Denn Onkel Google gibt sich da recht bescheiden, wenn man danach sucht. Das liegt vor allem daran, dass die Orga’s phantasievolle Namen haben und oftmals nur in Facebook vertreten sind, also keine eigentliche eigene Website haben.
  3. Über Bekannte/Freunde ein (Jung-)Tier zu sich nehmen. Das wäre – wie auch in der Schweiz – ein ziemlich unproblematischer Weg gewesen. Ein Freund hat uns wenige Tage nach Ronja’s Abschied zwei Katzen eines Bekannten angeboten, ca. 1 Jahr alt seien sie. Mehr wussten wir nicht über die beiden. – Muss man ja auch nicht, ne?
  4. Auf der Strasse auflesen (sofern man sie denn zu fassen bekommt). Meistens bei Müllcontainern, aber auch in diversen Parks in Ronda finden sich mehr oder weniger zerzauste Strassenkatzen in allen möglichen Farben.
  5. Nachbarn klingeln an deiner Tür und bieten dir eine Babykatze an, welche sie bei sich im Garten gefunden haben, aber nicht behalten können. – Kein Witz jetzt, ist uns tatsächlich passiert!

Am liebsten hätten wir Punkt 1 oder 4 gewählt; dies sind sicher die Tiere, welche am dringendsten Hilfe und eine warme Stube benötigen. Ehrlich gesagt: Ich hab mir den Besuch der Perrera schlicht nicht zugetraut. Ich wäre da drin gestanden und hätte sie alle adoptiert. Unmöglich, sich für eines oder zwei Tiere zu entscheiden, und alle anderen ihrem tragischen Schicksal zu überlassen! Bei den Strassenkatzen hatten wir aus anderen Gründen Skrupel. Also versuchten wir unser Glück via Tierschutz.

Mitbewohner auf vier Pfoten – Peggy Profil
Die Sanfte: Peggy

Erste Hürde: Man finde eine Tierschutz-Organisation in Spanien, besser gesagt in Ronda. Google ist hier ausnahmsweise keine grosse Hilfe. Umso mehr unsere Tierärztin; sie gab uns direkt die Kontakte zu drei lokalen Organisationen! Ein weiterer Tip für eine gute Organisation kam von einer befreundeten Person in der Schweiz, welche ebenfalls spanische Fellnasen zu sich genommen hat.

Am einfachsten und aussichtsreichsten verlief die Kommunikation mit Huellas con Esperanza und Parena’s Pfotenhilfe. Hilfsbereit waren sie aber alle, es scheiterte wirklich zu grossen Teilen auch an unserem fehlenden spanischen Sprachvermögen. Hier in Ronda kümmern sich vor allem RAU (Asociación Protectora de Animales RAU) und ARPA Simbiosis liebevoll und nach bestem Wissen und Gewissen um heimatlose Tiere. Die lokalen Institutionen kämpfen vor allem mit fehlender oder mangelhafter Infrastruktur und immer knappen Finanzen. So ist es ihnen oft nur möglich, Hunde aufzunehmen, aber keine Katzen. Diese werden entweder auf der Strasse in ihren Kolonien weitestmöglich betreut oder wenn immer möglich auf Pflegestellen gegeben. Pflegestellen für Katzen sind allerdings leider ebenfalls Mangelware.

Hier macht Parena’s Pfotenhilfe den ganz grossen Unterschied: Das Tierheim wurde von ausgewanderten Schweizern aufgebaut und wird nach heimischem Vorbild betrieben. Hier gibt es also auch betreutes Wohnen für heimatlose Katzen, Vögel, Pferde, Schafe, Ziegen und andere Pechvögel.  🙂

Mitbewohner auf vier Pfoten – Tabby Cat
Die Vorwitzige: Dafne

Zweite Hürde: Man trete mit ihnen in Kontakt – auf spanisch natürlich. Da wir so fleissig am Bloggen sind, fiel Spanisch-Lernen bislang leider eher knapp aus. Und das verflucht man natürlich in solchen Situationen… Egal. Einmal allen geschrieben und Antworten abgewartet.

Dritte Hürde: Stundenlang auf den Web- und Facebook-Seiten der Tierschutzorganisationen surfen. Mich durch hunderte Hunde wühlen, auf der Suche nach den wenigen vorhandenen Bildern von heimatlosen Samtpfoten. Eine kleine Geduldsprobe… Wir bekamen von den Organisationen zwar zum Teil auch Bilder von Katzen. Darauf zu sehen beispielsweise fünf Babykatzen, dazu ein Vermerk, dass zwei Weibchen noch zu haben wären. Ja, welche denn?

Mitbewohner auf vier Pfoten – Peggy spielt
Schwarzer Panther alias Peggy

Vierte Hürde: Katzen kennenlernen (besichtigen). Bei Parena’s lief das in etwa so ab, wie man es sich in der Schweiz vorstellen würde. Wir konnten den ganzen Betrieb besichtigen und viele Tiere kennenlernen. Anschliessend sassen wir eine geraume Weile im Katzenzwinger und hatten so die perfekte Gelegenheit, den Samtpfoten von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.

Auch Huellas con Esperanza legte sich mächtig ins Zeug und hat uns an einem verregneten Sonntag ihre Katzen vorgestellt. Einer unserer Favoriten – nennen wir ihn Garfield – war aber leider unauffindbar. Er lebte in einem Dorf auf der Strasse, nachdem ihn seine ehemalige Familie letztes Jahr ent-adoptiert hatte. Aufgrund des starken Regens hatte sich Garfield ausgerechnet an dem Tag in einer Garage verkrochen. Wir konnten den süssen Kerl dann einige Tage später bei seinem Besuch beim Tierarzt doch noch kennenlernen, und er hat es uns doch ein wenig angetan. Der freundliche Kater schien sehr dankbar über unsere Gesellschaft beim Tierarzt und schnurrte und schmuste recht zufrieden mit uns.

Eine weitere Katze haben wir in ihrer Pflegestelle besuchen dürfen. Dieser Besuch hatte es in sich… er bot uns nicht nur die Möglichkeit, besagte Samtpfote für wenige Sekunden im Fluchtmodus zu bewundern, sondern gab auch Einblick in eher bescheidene spanische Lebensverhältnisse.

Eine andere Pflegestelle hielt den hübschen Vermittlungskater die meiste Zeit des Tages in seiner Transportbox gefangen, weil er sich mit der Katze der Hausherrin absolut nicht verstand. Die Frau schien den Kater sehr zu mögen – aber bot uns handum ein Geschenk an, wenn wir ihn adoptieren (und am liebsten gleich mitnehmen) würden… Da blutet einem als Tierfreund schon das Herz.

Fünfte (und schwierigste) Hürde: Sich für (nur) zwei entscheiden. Wer könnte zu uns passen? Und welche zwei Tiere würden sich für ein Zusammenleben untereinander eignen?

Nicht gerade hilfreich war in dieser Situation die sechste Hürde: Ich bekam eine SMS vom Stallbesitzer. Ein Foto, auf welchem jemand spanisch-feinfühlig eine grosse schöne Katze ins Objektiv hielt. Dazu die Botschaft: «Das ist die Mama deiner zukünftigen Katze! Sie ist schwanger. Ich habe eines reserviert – für dich.» Daraus entstand für mich echt ein Dilemma. Wir quälten uns schon mit der Entscheidung aus etwa zehn Tierheimkatzen, die in der engeren Wahl standen, und nun das. Zack – ein Platz bei uns im Katzenteam bereits unfreiwillig besetzt. Patric meinte pragmatisch: «Sag ihm halt, dass wir sie nicht wollen!» Aber das brachte ich nicht über mich. Es hatte Juan ziemlich beschäftigt und ihm sichtlich leid getan, als er meine Trauer über den Abschied von Ronja und Minou mitbekam. Es war sein Weg, mir eine Freude zu bereiten. Ich konnte das einfach nicht ausschlagen!

Also einigten wir uns auf ein Katzen-Trio, sofern mit der Juan-Katze alles klappen würde.

Ich weiss nicht, wie sie es machte, aber ziemlich schnell stand Dafne als unsere erste Adoptantin fest. Wir quälten uns dann ziemlich mit dem Entscheid, wer die andere Katze werden sollte. Garfield stand gut im Rennen, aber auch Peggy und noch drei andere Kandidaten. Phu! Wir haben alles versucht, von Lose ziehen über Freunde befragen… Zuletzt ging es noch um Garfield oder Peggy.

Um einen Entscheid zu fällen, beschlossen wir, Garfield nochmals in seinem Zuhause, seinem Park im einem hiesigen Pueblo Blanco, zu besuchen. Doch wie schon beim ersten Mal war der süsse Kater unauffindbar. Nach einer Stunde vergeblichen Wartens und Suchens zogen wir ab. Bei meiner Nachfrage bei seinen Betreuerinnen von Huellas con Esperanza erfuhren wir, dass Garfield nicht mehr dort lebt. Getreu dem Vorbild der «Hundeadoption in Andalusien» kam eines Tages eine Frau in das Städtchen und packte Garfield einfach ein – angeblich, um ihn vor dem grossen Regen Ende Februar zu schützen. Die Tierschützerinnen haben keine Ahnung, was aus ihm wurde. Die Frau hat nie darüber informiert.

Wir hoffen sehr, dass es Garfield gut geht, wo er jetzt ist. Und dass er in guten, wohlmeinenden Händen gelandet ist. Der Entscheid wurde uns also sozusagen abgenommen, und so wurden Dafne und Peggy nun also unsere neuen Mitbewohner auf vier Pfoten.  🙂

Anfang März zogen die beiden hübschen Mädels bei uns ein und bereichern seither unseren Alltag mit zahlreichen lustigen Ideen und Kuscheleinheiten. Das Juan-Büsi wird demnächst folgen, sofern das nun wirklich was wird. Anscheinend hat die Mutterkatze nur (noch) ein Junges, und ob das den Weg zu uns findet, steht noch in den Sternen. Wir werden sehen.

 

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