Im dritten Teil der Serie über unsere vierbeinigen Begleiter stelle ich euch mein Pferd Major vor.
Als ich mich im Jahr 2009 entschieden hatte, mit dem Reiten zu beginnen, war für mich von Anfang an klar, dass ich Westernreiten will. Mit Cowboyhut und Lasso – wie die Cowboys im wilden Westen. 🙂
Dazu braucht’s natürlich ein Westernpferd. Und was passt da besser als ein American Quarter Horse? Und wo findet man ein Westernpferd? Genau – in einem Westernshop. Dort bekommt man ja schliesslich alles fürs Westernreiten. Major stand natürlich nicht einfach so im Laden herum, aber am Schwarzen Brett hing eine Verkaufsanzeige für ihn.
Dann ging alles sehr schnell: einen Besichtigungstermin abgemacht, probegeritten, eine Nacht drüber geschlafen und gekauft 🙂
Major ist ein sehr gut ausgebildetes Westernpferd und hat in jungen Jahren sogar einen Schweizerneister-Titel in der Disziplin Trail gewonnen! Das war natürlich perfekt für mich als Reitanfänger. So konnte ich viel von Major lernen und mein Reit-Können kontinuierlich verbessern.
Als wir uns entschieden, nach Spanien auszuwandern, war klar: Major kommt mit!
Doch bei unseren Erkundungsreisen nach Andalusien haben wir sehr schnell gemerkt, dass die Pferdehaltung hier so gar nicht unseren Vorstellungen entspricht. Darum kamen das Pferdewohl und die Pferdestallsuche an oberster Stelle bei der Auswahl unseres Wohnorts.
Der Umzug unserer Pferde von der Schweiz nach Spanien war gar nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt hatten. Dazu aber in einem anderen Blog-Beitrag mehr.
Leider hat Major den Transport mit dem grossen Pferde-LKW nicht so gut gemeistert. Die Fahrt dauerte 51 Stunden, inklusive Pausen. Major stand die ganze Zeit in einer sehr unnatürlichen Haltung an seinem Platz, da er nicht in seinem eigenen Mist stehen wollte. Er war heilfroh, als sich die Türen des Lastwagens geöffnet hatten und er raus durfte. Mit einem grossen Satz ab der Rampe betrat er erstmals spanischen Boden mit seinen Hufen.
Zum Glück aber war der Unterstand und Auslauf von Major und Bonita sehr schön eingerichtet, und nach einem Heu-Znacht konnten sie sich von der langen Reise in ihrem neuen Zuhause erholen.
Das Reitgebiet in der neuen Heimat ist wirklich der Hammer! Wir sind stundenlang ausgeritten oder haben die Umgebung zu Fuss erkundet. Das Highlight dort ist das Galoppieren über Olivenplantagen. Zum Glück sind wir nie in einen Olivenbaum hinein galoppiert (das ist anderen Reitern schon passiert – habe ich mit eigenen Augen gesehen).
Major ging es leider gesundheitlich nicht besonders gut im neuen Stall. Er hatte jeden Tag Durchfall und Kotwasser. Darum hat er auch konstant abgenommen, und seine Rippen waren immer deutlicher zu sehen.
Der Stall war eine gute halbe Autostunde von unserem Zuhause entfernt. Aus diesem Grund haben Martina und ich Ende Februar Ausschau nach einem anderen Stall näher bei Ronda gehalten. Nach wenigen Tagen hatten wir Glück und fanden den Stall Hacienda Puerto de las Muelas. Da mussten wir nicht lange überlegen und zügelten unsere Pferde kurzerhand näher an unser Daheim.
Gesundheitlich konnte ich Major etwas stabilisieren. Da er aber immer noch sehr dünn war, habe ich beschlossen, ihn nicht mehr zu reiten, bis er wieder etwas mehr Fleisch an den Knochen hat.
Das Pferdeleben ist in Andalusien nicht zu vergleichen mit dem in der Schweiz. Das Heu ist nicht so grün und reichhaltig. Grundsätzlich ist das ja gut für die Pferde, aber zum Auffüttern halt schon nicht wirklich.
Eigentlich wollte ich ja, dass Major zunimmt und dicker wird – aber doch nicht so: das Einzige was dicker wurde, war sein Sack! Genau, richtig gelesen. Er sah plötzlich aus wie ein Hengst.
Nach ein paar Tagen habe ich dann auch den Grund für den geschwollenen Sack herausgefunden: Fliegen hatten dort ihre Eier gelegt, und nun haben sich Maden aus dem Innern der Schlauchtasche nach aussen gefressen. Zu Hunderten sind sie rausgekrochen und herunter gefallen, als Juan (der Stallbesitzer) und ich den Sack mit einer extrem giftigen Flüssigkeit gewaschen haben. Zurück blieb ein Fünfliber grosses Loch im Sack.
Nach den Maden ging es Major wieder besser. Aber das nächste Unglück kam schon bald. Ich konnte Major kaum von der Weide zum Anbindeplatz holen. Irgendwie war er etwas steif. Auf dem Reitplatz machte er dann fast keinen Schritt mehr. Nur mit Mühe brachte ich ihn zu seiner Box. Zuerst dachte ich, er hätte sich etwas eingeklemmt. Doch dann bemerkte ich sein warmes Hinterbein. Der Fall war klar: der Tierarzt muss kommen.
Am nächsten Tag kam der Tierarzt. Für ihn war sofort klar: Major hat am Hinterbein eine kleine unsichtbare Verletzung, und das Bein ist deshalb entzündet. Er gab ihm eine abschwellende Paste in den Mund und eine Antibiotika-Spritze in den Hals. Dann gab mir der Tierarzt das Antibiotika und die Spritze in die Hand und sagte: «Eine Woche lang morgens und abends je eine Spritze.» Da ich etwas verdutzt schaute, fragte er mich, ob ich das schon mal gemacht hätte. Nein, hatte ich nicht. Trocken sagte er: «Ja, dann musst du das jetzt lernen!» So wurde ich also für eine Woche zum Assistenztierarzt und spritzte Major zweimal pro Tag Antibiotika in den Hals. Eigentlich war das gar nicht so schwierig…
Als dann endlich auch das dicke Bein wieder gesund war, konnten wir bei der Auffütterung einen Schritt weitergehen. Major bekam während einer Woche jeden Tag 20ml Vitamine verabreicht. Anschliessend vier Wochen lang Reiskleieöl. Und jetzt bekommt er wieder die Vitamine. Gleichzeitig bekommt er jeden Tag haufenweise sehr gutes Heu zu fressen und viel Müesli. Damit haben wir jetzt den Turnaround endlich geschafft, und Major nimmt wieder zu. Noch ein paar Wochen, dann sollte man seine Rippen nicht mehr sehen.
Schon bald können wir endlich wieder zusammen die wunderschöne spanische Landschaft auf dem Pferderücken entdecken.